Wer zu spät kommt…der hatte Glück im Unglück

Das Wetter in Melbourne wird gerne als „four seasons in a day“ beschrieben. Der Grund dafür sind die mitunter starken Wetterschwankungen innerhalb eines Tages. Schon in meinem englischen Reiseführer laß ich, selbst wenn es morgens noch so nach einem sonnigen Tag aussieht, immer einen Regenschirm und eine Jacke einpacken und selbstverständlich Sonnencreme auftragen.

Ich hatte diese Schwankungen innerhalb eines Tages nicht miterlebt, aber in meiner Woche war das Wetter von Tag zu Tag total verschieden. So war der Formel 1 Renntag ein super warmer sonniger Sonntag, der Montag entgegen sehr stark verregnet. Deshalb verbrachte ich den ganzen Tag im trockenen Hostel vor dem Laptop. Ich dachte, ich schau mal wie meine Jobchancen hier in Melbourne sind und versandt einige Bewerbungen für Küchenhilfe und Kellnerin. Ich entdeckte auch eine ganz aktuelle Anzeige von einem Farmer der Arbeiter für seine Orangen- und Traubenernte suchte. Noch am gleichen Abend meldete er sich telefonisch bei mir. Er klang recht sympathisch und freundlich, als er hörte ich bin eine Deutsche war er begeistert „deutsche können gut und schnell arbeiten“, dem widersprach ich natürlich nicht. Er gab mir seine Zusage für Arbeit und Unterkunft und ich sollte diese Woche noch starten.

Somit war meine Weiterreise entschieden, ca. 8 Busstunden nördlich von Melbourne. Diese Region im Staat Victoria stellt 99% des australischen Traubenexports. Ich wollte mir einfach selbst ein Bild davon machen, wie es beim Fruit Picking zu geht. Bin neugierig zu erleben wie die Arbeitszustände sind, was wird einem abverlangt, wie sind die Unterkünfte und auf welche anderen Backbacker treffe ich. Die meisten machen diese Erfahrung während Ihrer Zeit in Australien. Die Mehrheit allerdings nicht ganz freiwillig, um das zweite working holiday Visa zu erhalten sind 88 Tage specified work vorzuweisen. Darüber hinaus will Australien nur „junge Leute“ , bei Antragsstellung dürfen die working holidayer nicht älter als 30 sein. Ihr merkt, für mich war der Zug abgefahren. Für die Tage zählen alle Arbeiten rund um Farmarbeit, Bergbau, Baugewerbe, Kultivierung von Tieren/Pflanzen, Fischerei. Ich hörte auch von Pubs im Outback, die den Nachweis ausstellen dürfen, weil sie keine Einheimischen als Arbeiter bekommen. Nach meiner Einschätzung gibt es auch genügend Backpacker die sich keine Mühe machen eine andere Arbeit zu finden und Ihre Tage einfach absitzen und mal mehr oder weniger arbeiten.

Anstatt über Ostern Eier zu suchen wollte ich Orangen und Trauben ernten, so war zumindest der Plan. Doch in Melbourne lief bei mir zum ersten mal etwas schief. Als ich am Gründonnerstag morgens aus dem Hostel auscheckte und in die Tram einstieg, wählte ich die falsche. Sie fuhr zwar auch in Richtung Busbahnhof, benötigte aber viel länger und ich musste nochmals umsteigen. Die Folge meines Fehlers war, ich verpaßte meinen Bus um 5 Minuten. So saß ich nun mit Sack und Pack, am Bahnhof und war zum ersten mal in Australien ziemlich down. Aber das hielt nicht lange an, ich ging sofort zum Schalter und konnte ohne Aufpreis mein Ticket für den Nachtbus umtauschen. Ich informierte umgehend den Farmer über mein Missgeschickt und dass ich erst am anderen Tag in der Früh ankomme. Aber wie besprochen für Ihn schon am Freitag mit arbeiten starte. Es kam prompt eine Antwort, ich hätte mit allem gerechnet aber nicht mit dieser! Er textetet mir, dass er jetzt gerade doch keine Arbeit und Unterkunft für mich hätte. Auf sämtliche Anrufe und Nachrichten an diesem Tag erhielt ich keine Antwort. So saß ich zum zweiten mal innerhalb eines Morgens ziemlich bedient am Busbahnhof. Noch am Dienstag telefonierten wir und er schickte mir die Unterkunftsadresse und innerhalb drei Tagen ist nun alles anders?! Was nun? Trotzdem zu ihm fahren? Das Ticket für den Nachtbus verfallen lassen und wieder zurück in ein Hostel?

Wie ich zum Glück in meinem Unglück kam und vor allem ob ich meine Busreise antrat erfahrt ihr im nächsten Beitrag.

Standard

Hinterlasse einen Kommentar