Bartender in Swan Hill

Am Nachmittag traf ich mit dem Bus, im knapp 10.000 Seelendorf im Staat Victoria, ein. Die 10 Minuten Fußweg zu meiner neuen Arbeitsstätte dem Federal Hotel mit dem Backpack auf dem Rücken und mit so wenig Erwartungen wie nur möglich kommen mir länger vor. Ich hör in Australien so oft „no worries“ diesen Spruch versuch ich seit ich hier bin für mich zu verinnerlichen. Das ist aber gar nicht so einfach, mein deutschen Kopf der sich ständig Gedanken macht und alles planen möchte zu bremsen und einfach die Dinge so zu nehmen wie sie kommen. Bei meinem Reinfall mit dem Traubenbauern ist mir das aber schon ganz gut gelungen. So schnell wie ich gekommen bin kann ich hier auch wieder gehen.img_20160430_150829Dem Namen nach denkt ihr bestimmt hier gibt es auch Gästezimmer. In Australien heißen viele Pubs „Hotel“ hier gibt es kaum oder verstaubte Zimmer. Mit der Bezeichnung Hotel ist hier die Lizenz zum Alkoholausschnak verbunden.img_20160407_163016Mein erster Eindruck war klasse und der Manager, Mitch Anfang 30 und der Neffe vom Seniorchef, machte einen sympathischen Eindruck. Ich sollte gleich am Abend meine ersten Stunden arbeiten. Mitch fuhr mich zu dem „Backpacker Haus“ in dem ich für Spott günstige 100 $ die Woche wohnte. Zum Haus komme ich noch später.img_20160407_161916Die erste Schicht war taff! Stand ja vorher noch nie hinter einer Bar. Musste gleich alles machen, mittels elektronischer Kasse kassieren, Bier und Cider von 8 Tabs zapfen. Das Zapfen ist echt so eine Kunst für sich, es darf nicht zu viel Schaum im Glas sein. Dann gibt es X verschiedene Namen für die Größen der Gläser für Bier, Cider und Softdrinks. Die Namen sind von Staat zu Staat verschieden. Da wir an der Grenze zu NSW lagen, kamen selbst unsere Gäste ab und an durcheinander. mxorpkpDazu kommen noch 20 Whiskey- und Rumsorten und ein großer Kühlschrank voll bestückt mit Flaschenbieren und Weine. Ich war echt geschafft nach den ersten vier Stunden, aber ich wusste da schon, dass ist voll mein Ding! Darf von mir behaupten, dass ich alles sehr schnell gelernt habe. So sah der Manager es auch und gab mir gleich meinen Schichtplan. In den ersten zwei Wochen arbeitete ich 80 Stunden. Danach im Durchschnitt 32 im Schichtdienst mit ein oder zwei freien Tagen in der Woche. Außer Sonntag hatten wir bis 3 Uhr nachts geöffnet, was meiner Meinung nach total unnötig war. Zum Teil hatten wir die letzten 2 Stunden überhaupt keinen Ausschank, aber durch die Pokis musste es sich für den Manager wohl trotzdem rentiert haben zwei Barleute zu bezahlen. Der Großteil meiner Kollegen waren englische Backpacker, die wohnten alle mit mir im Haus und waren auch erst seit kurzem hier. imgWir hatten 15 Spielautomaten und nach der zweiten Woche kannte ich schon die Kundschaft die zwischen Mitternacht und Schließung zum Knöpfchen drücken und Geldverlieren kam. Daneben konnten unsere Gäste auch beim Lotto oder Sportwetten Ihr Glück versuchen. Da ich bereits in Sydney meine Zertifikate für den Alkoholausschank und Glücksspiel gemacht hatte durfte ich auch diese Kundschaft bedienen. Die bekamen sogar kostenfreien Kaffee, so konnte ich meinen Baristakurs auch mal in der Praxis ausüben. Es war dann auch nicht so schlimm wenn der Milchschaum nicht 100%ig an Festigkeit hatte, wer reklamiert schon einen kostenfreien Cappuccino.

Neben der großen Bar hatten wir auch ein Restaurant. Für mich neu, aber in Australien ganz üblich, bestellen und bezahlen die Gäste zuerst an der Kasse ihr Essen. Sie erhalten im Gegenzug eine Nummer, die Kellnerin bringt dann das Essen zur gehörigen Nummer. In der Wartezeit kommen sie zu mir an die Bar und holen Ihr Getränk. Trinkgeld ist in Australien unüblich, um so mehr hat es mich gefreut dann doch mal den ein oder anderen Dollar zu bekommen. Unsere Küche bietet Lunch und Dinner an, Burger, Steaks, Pizzen. Ich hab ehrlich gesagt, bis auf ein Probierstückchen Chickenparma vom Küchenchef, hier nie was gegessen. Mir war es einfach zu teuer und ich hab mir in meiner halbstündigen Pause lieber mein selbst gekochtes Essen schmecken lassen. img_20160406_152058Viele Arbeitsstunden bedeuteten viele australische Dollar und wenig Freizeit. Wie ich meine Zeit außerhalb vom Pub verbracht habe berichte ich noch später. Kein Arbeitstag war wie der andere. In der Frühschicht war sehr viel mit Glücksspiel und Kaffee. Abends viel Zapfen und Bar putzen. Mir gefällt es hinter einem Tresen. Stand ja in Deutschland auch paar Jahre hinter einem, bloß reichte ich da anstatt Flüssiges Geldscheine über den Banktresen. Mir gefällt der Dienst am Kunden und der Umgang mit den verschiedensten Persönlichkeiten. Nach kurzer Zeit konnte ich die Stammgäste mit Namen ansprechen und wußte Ihre Mitgliedsnummer für reduzierte Biere. Sie fanden auch gefallen an mir und so hörte ich manche Storys. Allen voran welche deutsche Städte sie schon besucht hatten. Sprachlich hat mich die Arbeit hier sehr nach vorne gebracht. Die Australier können so einiges trinken und lassen richtig Geld an einem Abend liegen. In meinen 6 Wochen ist so manches lustiges und auch kurioses passiert, ich lass euch stichwortartig daran teilhaben…

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Beobachtete ein Man der in unseren Außenbereich pinkele

Pokispieler kommt morgendlich und trinkt täglich 4 heiße Schokoladen

 Zwei Jungs gewinnen im Spielautomaten einen Football und schenken ihn mir img_20160502_135546

Eine Spielerin verspielt in 2 Stunden 2.000$

Ein Australier zeigte mir auf seinem Handy Bilder von seinem Urlaub in Deutschland. Bbekam das Stuttgarter Schloss und Tripsdrill zu Gesicht.

Trank in der vierten Woche mein erstes Bier im Pub, dies bekam ich sogar von einem Stammgast nach Feierabend ausgegebenbeer

Einer hat randaliert schlug sein Bierglas kaputt

Am Muttertag ist so viel los, dass ich in der Küche als Spülkraft aushelfe

Auf den Flatscreens in den ruhigen Nachtstunden Kochsendungen geschaut

Mit einem Australier auf deutsch unterhaltet, da er jahrelang in Österreich gearbeitet hat

Eine Gruppe Jungs singt für mich

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