Bartender in Swan Hill

Am Nachmittag traf ich mit dem Bus, im knapp 10.000 Seelendorf im Staat Victoria, ein. Die 10 Minuten Fußweg zu meiner neuen Arbeitsstätte dem Federal Hotel mit dem Backpack auf dem Rücken und mit so wenig Erwartungen wie nur möglich kommen mir länger vor. Ich hör in Australien so oft „no worries“ diesen Spruch versuch ich seit ich hier bin für mich zu verinnerlichen. Das ist aber gar nicht so einfach, mein deutschen Kopf der sich ständig Gedanken macht und alles planen möchte zu bremsen und einfach die Dinge so zu nehmen wie sie kommen. Bei meinem Reinfall mit dem Traubenbauern ist mir das aber schon ganz gut gelungen. So schnell wie ich gekommen bin kann ich hier auch wieder gehen.img_20160430_150829Dem Namen nach denkt ihr bestimmt hier gibt es auch Gästezimmer. In Australien heißen viele Pubs „Hotel“ hier gibt es kaum oder verstaubte Zimmer. Mit der Bezeichnung Hotel ist hier die Lizenz zum Alkoholausschnak verbunden.img_20160407_163016Mein erster Eindruck war klasse und der Manager, Mitch Anfang 30 und der Neffe vom Seniorchef, machte einen sympathischen Eindruck. Ich sollte gleich am Abend meine ersten Stunden arbeiten. Mitch fuhr mich zu dem „Backpacker Haus“ in dem ich für Spott günstige 100 $ die Woche wohnte. Zum Haus komme ich noch später.img_20160407_161916Die erste Schicht war taff! Stand ja vorher noch nie hinter einer Bar. Musste gleich alles machen, mittels elektronischer Kasse kassieren, Bier und Cider von 8 Tabs zapfen. Das Zapfen ist echt so eine Kunst für sich, es darf nicht zu viel Schaum im Glas sein. Dann gibt es X verschiedene Namen für die Größen der Gläser für Bier, Cider und Softdrinks. Die Namen sind von Staat zu Staat verschieden. Da wir an der Grenze zu NSW lagen, kamen selbst unsere Gäste ab und an durcheinander. mxorpkpDazu kommen noch 20 Whiskey- und Rumsorten und ein großer Kühlschrank voll bestückt mit Flaschenbieren und Weine. Ich war echt geschafft nach den ersten vier Stunden, aber ich wusste da schon, dass ist voll mein Ding! Darf von mir behaupten, dass ich alles sehr schnell gelernt habe. So sah der Manager es auch und gab mir gleich meinen Schichtplan. In den ersten zwei Wochen arbeitete ich 80 Stunden. Danach im Durchschnitt 32 im Schichtdienst mit ein oder zwei freien Tagen in der Woche. Außer Sonntag hatten wir bis 3 Uhr nachts geöffnet, was meiner Meinung nach total unnötig war. Zum Teil hatten wir die letzten 2 Stunden überhaupt keinen Ausschank, aber durch die Pokis musste es sich für den Manager wohl trotzdem rentiert haben zwei Barleute zu bezahlen. Der Großteil meiner Kollegen waren englische Backpacker, die wohnten alle mit mir im Haus und waren auch erst seit kurzem hier. imgWir hatten 15 Spielautomaten und nach der zweiten Woche kannte ich schon die Kundschaft die zwischen Mitternacht und Schließung zum Knöpfchen drücken und Geldverlieren kam. Daneben konnten unsere Gäste auch beim Lotto oder Sportwetten Ihr Glück versuchen. Da ich bereits in Sydney meine Zertifikate für den Alkoholausschank und Glücksspiel gemacht hatte durfte ich auch diese Kundschaft bedienen. Die bekamen sogar kostenfreien Kaffee, so konnte ich meinen Baristakurs auch mal in der Praxis ausüben. Es war dann auch nicht so schlimm wenn der Milchschaum nicht 100%ig an Festigkeit hatte, wer reklamiert schon einen kostenfreien Cappuccino.

Neben der großen Bar hatten wir auch ein Restaurant. Für mich neu, aber in Australien ganz üblich, bestellen und bezahlen die Gäste zuerst an der Kasse ihr Essen. Sie erhalten im Gegenzug eine Nummer, die Kellnerin bringt dann das Essen zur gehörigen Nummer. In der Wartezeit kommen sie zu mir an die Bar und holen Ihr Getränk. Trinkgeld ist in Australien unüblich, um so mehr hat es mich gefreut dann doch mal den ein oder anderen Dollar zu bekommen. Unsere Küche bietet Lunch und Dinner an, Burger, Steaks, Pizzen. Ich hab ehrlich gesagt, bis auf ein Probierstückchen Chickenparma vom Küchenchef, hier nie was gegessen. Mir war es einfach zu teuer und ich hab mir in meiner halbstündigen Pause lieber mein selbst gekochtes Essen schmecken lassen. img_20160406_152058Viele Arbeitsstunden bedeuteten viele australische Dollar und wenig Freizeit. Wie ich meine Zeit außerhalb vom Pub verbracht habe berichte ich noch später. Kein Arbeitstag war wie der andere. In der Frühschicht war sehr viel mit Glücksspiel und Kaffee. Abends viel Zapfen und Bar putzen. Mir gefällt es hinter einem Tresen. Stand ja in Deutschland auch paar Jahre hinter einem, bloß reichte ich da anstatt Flüssiges Geldscheine über den Banktresen. Mir gefällt der Dienst am Kunden und der Umgang mit den verschiedensten Persönlichkeiten. Nach kurzer Zeit konnte ich die Stammgäste mit Namen ansprechen und wußte Ihre Mitgliedsnummer für reduzierte Biere. Sie fanden auch gefallen an mir und so hörte ich manche Storys. Allen voran welche deutsche Städte sie schon besucht hatten. Sprachlich hat mich die Arbeit hier sehr nach vorne gebracht. Die Australier können so einiges trinken und lassen richtig Geld an einem Abend liegen. In meinen 6 Wochen ist so manches lustiges und auch kurioses passiert, ich lass euch stichwortartig daran teilhaben…

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Beobachtete ein Man der in unseren Außenbereich pinkele

Pokispieler kommt morgendlich und trinkt täglich 4 heiße Schokoladen

 Zwei Jungs gewinnen im Spielautomaten einen Football und schenken ihn mir img_20160502_135546

Eine Spielerin verspielt in 2 Stunden 2.000$

Ein Australier zeigte mir auf seinem Handy Bilder von seinem Urlaub in Deutschland. Bbekam das Stuttgarter Schloss und Tripsdrill zu Gesicht.

Trank in der vierten Woche mein erstes Bier im Pub, dies bekam ich sogar von einem Stammgast nach Feierabend ausgegebenbeer

Einer hat randaliert schlug sein Bierglas kaputt

Am Muttertag ist so viel los, dass ich in der Küche als Spülkraft aushelfe

Auf den Flatscreens in den ruhigen Nachtstunden Kochsendungen geschaut

Mit einem Australier auf deutsch unterhaltet, da er jahrelang in Österreich gearbeitet hat

Eine Gruppe Jungs singt für mich

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Für Sorgen sorgt das liebe Leben und Sorgenbrecher sind die Reben. -Johann Wolfgang von Goethe-

Da ich mich schon innerlich von Melbourne verabschiedet hatte, dachte ich nicht daran noch weitere Tage hier zu verbringen. Ich hatte bis zur Busabfahrt 9 Stunden Zeit eine neue Unterkunft oder noch besser gleich einen neuen Farmjob zu finden.

Die Stunden verbrachte ich mit anderen Reisenden in einem großen Wartezimmer im Bahnhof. Es gab nur wenige Steckdosen aber ich hatte Glück und ergatterte eine. Dank meinem Mehrfachstecker konnte ich mein Glück sogar mit anderen Wartenden teilen. Ich stand seit der falschen Tram unter Strom und jetzt zum Glück auch mein Handy und Laptop. Ich suchte im Internet, rings rum von meinem ursprünglichem Ziel Mildura, nach Hostels. Durchforstete sämtliche Facebook Gruppen nach Tips von anderen Backpackern. Telefonierte die handvoll Hostels ab, mit dem ernüchternden Ergebnis, dass diese keine Betten frei hatten. Es waren Ferien und das lange Osterwochenende stand an. Von einen Hostel erhielt ich den Tip, ich sollte es im 15 Kilometer entfernten Merbein versuchen. Hier gibt es ein großes Hostel, in dem ausschließlich Backpacker wohnen die auf den umliegenden Farmen mit der derzeitigen Traubenernte arbeiten. Glücklich über den Tip, rief ich gleich an und erreichte Lary, er war der Hostelchef und gleichzeitig der Arbeitsvermittler zwischen Farmen und Backpackern. Er bedauerte meine Situation und half mir aus dieser. In seinem working Hostel gab es noch freie Betten und Arbeit in den Reben sollte es auch geben. Somit konnte ich beruhigt in den Nachtbus einsteigen und fand sogar ein paar Stunden Schlaf.

Ziemlich gerädert kam ich vormittags im Hostel an. Der erste Anblick vom ehemaligen Hotel und meinem Zimmer war schokierend. Alles total heruntergekommen und die Backpacker nahmen es mit der Ordnung und Sauberkeit gar nicht genau. Aber mit meinen 6 Zimmergenossen hatte ich einen Glücksgriff. Drei Mädels und ein Kerl aus Deutschland und zwei Engländer. Ich wurde schnell in die deutsche Clique aufgenommen. Über Ostern benötigten die Bauern fast keine Arbeiter, deshalb verbrachten wir badend die Zeit am Murray River. Schon nach den ersten Tagen im working Hostel war mir klar, dass ich hier nicht lange bleiben wollte. Nahezu alle Backpacker, ca 60 überwiegend Engländer und deutsch konsumierten täglich und zu jeder Tageszeit exzessiv was sie ernteten in flüssiger alkoholischer Form. Bier ist hier sehr teuer, deshalb ist der Wein unter den Backpackern sehr beliebt, da preisgünstig und mit schneller Wirkung. Australische Zigaretten sind hoch besteuert, das hält viele aber trotzdem nicht vom Rauchen ab. Raucher fangen hier meist mit selber rollen an und hier im Hostel wird nicht nur Tabak eingerollt. Ich muss zugeben, ich hatte abends auch das ein oder andere Gläschen, aber am nächsten Tag schnürte ich auch meine Joggingschuhe. Wie sich wohl die Leberwerte von den Backpackern in den 88 Tagen verändern? Die meisten verbringen hier ihre kompletten Farmtage.

Die Mehrheit arbeitet beim Tafeltraubenpflücken, einige beim Verpacken und wie ich beim Pflücken von Trauben die als Rosinen verkauft werden. Ich lief zwei Tage durch die Reben und pflückte 288 kg Trauben. Als Neuling konnte ich schon eine hohe Anzahl von Boxen mit je 8 Kilo am Feierabend verzeichnen. Das Pflücken der Reben empfand ich nicht als anstrengende Arbeit, da gibt es härtere Farmjobs. Von einem Bauern bekamen wir sogar ein Feierabendbier, da seine Ernte nun abgeschlossen war. Am Arbeitsverständnis gab es auch Unterschiede zwischen den Backpackern. Einige, wie meine Zimmergenossen, arbeiteten schnell und nahmen in ihren Farmtagen gutes Geld mit. Andere wollten oder konnten wegen hang over nicht effektiv arbeiten.

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Meine Bewerbungen über Ostern fruchteten und ich hatte glücklicherweise schon wieder eine Jobzusage! Ein Pub in Swan Hill, ca. 240 km südlicher zwischen Merbein und Melbourne, hat mich als neue Barfrau! Da haben sich nun meine abgelegten Zertifikate in Sydney, für Alkoholausschank, Glücksspielgeräte und Barista, bezahlt gemacht.

Zugegeben, meine gesammelten Erfahrungen mit Fruitpicking sind mit zwei Tagen nicht wirklich groß. Dennoch habe ich einen guten Einblick erhalten und möchte diese Zeit nicht missen. Nach einer Woche working Hostel steige ich in den Zug der mich zum nächsten australischen Arbeitsabenteuer bringt.

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Wer zu spät kommt…der hatte Glück im Unglück

Das Wetter in Melbourne wird gerne als „four seasons in a day“ beschrieben. Der Grund dafür sind die mitunter starken Wetterschwankungen innerhalb eines Tages. Schon in meinem englischen Reiseführer laß ich, selbst wenn es morgens noch so nach einem sonnigen Tag aussieht, immer einen Regenschirm und eine Jacke einpacken und selbstverständlich Sonnencreme auftragen.

Ich hatte diese Schwankungen innerhalb eines Tages nicht miterlebt, aber in meiner Woche war das Wetter von Tag zu Tag total verschieden. So war der Formel 1 Renntag ein super warmer sonniger Sonntag, der Montag entgegen sehr stark verregnet. Deshalb verbrachte ich den ganzen Tag im trockenen Hostel vor dem Laptop. Ich dachte, ich schau mal wie meine Jobchancen hier in Melbourne sind und versandt einige Bewerbungen für Küchenhilfe und Kellnerin. Ich entdeckte auch eine ganz aktuelle Anzeige von einem Farmer der Arbeiter für seine Orangen- und Traubenernte suchte. Noch am gleichen Abend meldete er sich telefonisch bei mir. Er klang recht sympathisch und freundlich, als er hörte ich bin eine Deutsche war er begeistert „deutsche können gut und schnell arbeiten“, dem widersprach ich natürlich nicht. Er gab mir seine Zusage für Arbeit und Unterkunft und ich sollte diese Woche noch starten.

Somit war meine Weiterreise entschieden, ca. 8 Busstunden nördlich von Melbourne. Diese Region im Staat Victoria stellt 99% des australischen Traubenexports. Ich wollte mir einfach selbst ein Bild davon machen, wie es beim Fruit Picking zu geht. Bin neugierig zu erleben wie die Arbeitszustände sind, was wird einem abverlangt, wie sind die Unterkünfte und auf welche anderen Backbacker treffe ich. Die meisten machen diese Erfahrung während Ihrer Zeit in Australien. Die Mehrheit allerdings nicht ganz freiwillig, um das zweite working holiday Visa zu erhalten sind 88 Tage specified work vorzuweisen. Darüber hinaus will Australien nur „junge Leute“ , bei Antragsstellung dürfen die working holidayer nicht älter als 30 sein. Ihr merkt, für mich war der Zug abgefahren. Für die Tage zählen alle Arbeiten rund um Farmarbeit, Bergbau, Baugewerbe, Kultivierung von Tieren/Pflanzen, Fischerei. Ich hörte auch von Pubs im Outback, die den Nachweis ausstellen dürfen, weil sie keine Einheimischen als Arbeiter bekommen. Nach meiner Einschätzung gibt es auch genügend Backpacker die sich keine Mühe machen eine andere Arbeit zu finden und Ihre Tage einfach absitzen und mal mehr oder weniger arbeiten.

Anstatt über Ostern Eier zu suchen wollte ich Orangen und Trauben ernten, so war zumindest der Plan. Doch in Melbourne lief bei mir zum ersten mal etwas schief. Als ich am Gründonnerstag morgens aus dem Hostel auscheckte und in die Tram einstieg, wählte ich die falsche. Sie fuhr zwar auch in Richtung Busbahnhof, benötigte aber viel länger und ich musste nochmals umsteigen. Die Folge meines Fehlers war, ich verpaßte meinen Bus um 5 Minuten. So saß ich nun mit Sack und Pack, am Bahnhof und war zum ersten mal in Australien ziemlich down. Aber das hielt nicht lange an, ich ging sofort zum Schalter und konnte ohne Aufpreis mein Ticket für den Nachtbus umtauschen. Ich informierte umgehend den Farmer über mein Missgeschickt und dass ich erst am anderen Tag in der Früh ankomme. Aber wie besprochen für Ihn schon am Freitag mit arbeiten starte. Es kam prompt eine Antwort, ich hätte mit allem gerechnet aber nicht mit dieser! Er textetet mir, dass er jetzt gerade doch keine Arbeit und Unterkunft für mich hätte. Auf sämtliche Anrufe und Nachrichten an diesem Tag erhielt ich keine Antwort. So saß ich zum zweiten mal innerhalb eines Morgens ziemlich bedient am Busbahnhof. Noch am Dienstag telefonierten wir und er schickte mir die Unterkunftsadresse und innerhalb drei Tagen ist nun alles anders?! Was nun? Trotzdem zu ihm fahren? Das Ticket für den Nachtbus verfallen lassen und wieder zurück in ein Hostel?

Wie ich zum Glück in meinem Unglück kam und vor allem ob ich meine Busreise antrat erfahrt ihr im nächsten Beitrag.

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Goodbye travelmate, hello Melbourne

Am letzten gemeinsamen morgen tauschten wir unser Camperfrühstück gegen ein serviertes Frühstück in einem gemütlichen Café ein. DSCN1756

Dabei ließen wir unseren Trip Revue passieren, geniale Reise!

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Was am Bahnhof seinen Anfang nahm, endete auch wieder dort. Phil setze mich an einem Vorort von Melbourne ab und wir nahmen Abschied von einander.

Nach knapp drei Wochen war ich nun wieder alleine unterwegs. Ich pflege immer zu sagen, alleine aber nie einsam! Auch im Hostel in Melbourne lernte ich schnell andere Backpacker kennen und es gab nochmal ein gemeinsames Bier mit den zwei Neckartenzlinger Jungs. Ein ganz besonderes Wiedersehen gab es mit Felicity. Vor vier Jahren, auf meiner ersten großen Reise in Thailand, war sie in meiner Reisegruppe. Sie studiert Mitten in der City und wir besuchten gemeinsam den Victoria Market, da stand sogar ein Tuk Tuk. In Thailand sind wir mit einem gefahren! In ihrem lieblings Restaurant aß ich dann meine ersten Dumplings. Diese kleine Köstlichkeiten stehen auf jeder to-do Liste für Melbourne.

Bei einer Stadtführung, for free bzw. gegen eine Spende geführt von Studenten, bekam ich einen sehr guten Eindruck von Melbourne. Die Mehrheit von Sydneys Touristen und Bewohner finden, dass ihre Stadt Melbourne um Längen schlägt. Ich finde beide Städte sind sehr sehenswert und kann nicht wirklich sagen welche die Nase vorn hat. Melbourne besitzt nur einen Strand, den dafür ganz nah an der Stadt. Hier liegen bzw. laufen ebenso kuriose Typen herum, wie an Sydneys Stränden. Die Häfen Sydneys sind größer, dafür auch sehr touristisch angelegt. Melbournes Gebäude und Hochhäusere beeindruckten mich durch ihre Architektur, darüber hinaus werden viele Wände von der großen Graffiti Szene verschönert.

In einer Sache kann sich Sydney definitiv nicht mit Melbourne duellieren. Was dies ist erfahrt ihr im nächsten Beitrag, denn ich war Hautnah dabei!

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Linksverkehr

Hin und wieder kam es anfangs vor, dass ich als Beifahrer die rechte Campertüre ansteuerte, da befindet sich aber das Lenkgrad! Die Australier fahren links im Straßenverkehr. Nachdem ich selbst um die 200 km auf den Landstraßen fuhr, war es abgespeichert. In der Stadt wollte ich mit dem Camper aber nicht fahren, so steuerte Phil Canberra an. Wir verbrachten einen Tag in der Hauptstadt. Seit 1927, die von einem Amerikaner designet wurde, darf sich Canberra Hauptstadt Australiens nennen. Nach dem Zusammenschluss der Kolonien 1901 stellten Sydney und Melbourne den Anspruch auf die Hauptstadt. Weil keine Einigung zu finden war, wurde Kanberra „meeting place“ da in der Mitte von beiden, als Kompromiss ausgewählt. Die junge Architektur war sehr gut zu sehen, vom Parlamentsügel sieht es aus als ob man auf ein Zeichenbrett schaut. Der viele Platz wurde mit breiten, langen Straßen und einem großen künstlichen See großzügig bebaut. Ebenfalls nutze man den Platz für ein weitläufiges Kriegsmahnmal. Wir besuchten das Mahnmal und das Parlament. Saßen sogar einer Sitzung bei, da an diesem Tag die Öffentlichkeit zutritt hatte. Die Opposition debattierte hitzig mit der Regierung. Obwohl ich sprachlich nicht alles komplett verstanden habe, war es sehr spannend zu zuhören. Sie stritten um Gelder für die Internetsicherheit und neue Gesetze für Immobilienverkäufe. Die australische Politik kämpft mit den ähnlichen Problemen wie die deutsche. So wie ich das sehen konnte, gehen die australische Politiker aber viel mehr in den Sitzungen aus sich raus.

Bei den vielen Kilometern die wir hinter uns ließen erfreuten wir uns nicht nur an der abwechslungsreichen Landschaft.

Auch sehr ansehnlich waren die öffentlichen Sanitären Einrichtungen und die vielen BBQ Plätze, alle durchweg sauber! Da können sich die Deutschen mal ein Beispiel daran nehmen, hier wird alles sauber verlassen. Wir duschten sogar in einer öffentlichen Dusche mit heißem Wasser. Mittels der App WikiCamps war es immer ein leichtes kostenfreie Campingplätze, Toiletten oder Duschen zu finden. Reisende können hier Einträge erstellen und alle Örtlichkeiten bewerten.

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Essen und Trinken auf dem Camingplatz und drumherum

Phil war mit einem zwei Flammen Gaskocher, Pfannen und Töpfen für meine Kochlust bestens gerüstet. Ich war heil froh, dass er nicht gebackene Bohnen aus der Dose und Spagetti zu seinen Hauptmahlzeiten bevorzugte. Diese zählen zu den Standards unter den Backpackern, da günstig und simpel. All zu viel Kocherfahrung hatte er in seinen 31 Jahren während seiner Zeit im Internat und als Student nicht gesammelt. Seit er das Kiten angefangen hat, vor ca. 2 Jahre, ernährt er sich aber bewusster. So war er offen für neues und fand Spaß an meinen Essensvorschlägen und lernte unter mir z.Bsp. die Zubereitung von Spiegelei, Couscous oder Süßkartoffeln. Zum Glück sind die Brüder Aldi im Staat NSW aktiv und so konnten wir fast alle drei Tage dort einkaufen. Eine große Kühlbox war im Camper nicht, deshalb mussten wir immer planen wann wir was einkaufen. Dank Aldi konnten wir uns wenigstens ein wenig günstiger versorgen, als in den australischen Supermarktketten. Gemeinsam bereiteten wir echt richtig abwechslungsreiche und sehr sehr leckeres Essen zu und das alles auf dem kleinen Campingkocher.

Nur selten blieb der Gaskocher im Camper. Dann schlemmten wir aber so richtig, fang frischer Fisch, DSCN1632scharfes indisches Lamm in Canberra und sogar Hühnchen mit Gemüse aus dem heißen Erdloch.IMG_20160302_194924

 

 

 

Letzteres wurde von unseren neugewonnenen australischen Dadys zubereitet. Nach zwei Tagen in denen ich nur mit Phil geredet hatte, brauchte ich mal wieder Kontakt zu anderen. So ging ich einfach zu unseren Nachbarn am Campingplatz und sagte hello how are you. Auf Anhieb kamen wir ins Gespräche, Sie fanden großen Spaß an uns und wir an ihren Geschichten. Fünf Freunde, um die 50 alle Australier nähe Sydney, machten eine Woche Männerurlaub auf dem Campingplatz. Sie verbrachten die Zeit mit Fischen, Ausflügen und sehr viel Bier, Wein und Essen. Einer davon konnte sogar ein wenig deutsch. Er arbeitete jahrelang in einem deutschen Restaurant. Am ersten Abend wurden wir auf Biere und am zweiten sogar zum Abendessen eingeladen. Nicht nur auf Grund Ihren Geschichten und die Bewirtung taufte ich sie Dadys. Sie checkten unseren Camper durch. Schließlich fuhren wir bei heißen Temperaturen und streckenweise sehr staubigen und holprigen Wegen, da war ich über den prüfenden und erfahrenden Blick froh. Phil war zwar ein guter Autofahrer, doch er hatte noch nie selbst an einem Auto den Wasser-, u. Ölstand kontrolliert oder einen Reifen gewechselt. Ich hatte schon von der australischen Gastfreundschaft zu Reisenden gehört. Nach diesen unvergesslichen Stunden mit der Männergruppe kann ich dies nur bestätigen.

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Natur pur

Die Strände in Sydney hießen mich ja hier schon sehr schön willkommen, aber die Strände die ich während unseres Trips gesehen habe konnten es auf die verschiedenste Art und Weise toppen! Wir genossen jeden angefahrenen Strand in vollen Zügen. Von einfach nur Sonnenbaden, langen Strandspaziergängen bis hin zum kiten. Mal hatten wir beim Frühstück oder Abendessen die Wellen direkt vor uns. Aber auch als große Badewanne diente uns das Meer, wenn ausnahmsweise am Campingplatz keine Duschmöglichkeit vorhanden war.

Wo Wasser ist, da gibt es auch Flora und Fauna. Ich erkundete meist joggend das Grün und die Wälder um die Campingplätze. Wir wanderten auch so einige gemeinsame Stunden durch wunderschöne Nationalparks. Wobei ich bei den Stundenangaben für die Wanderstrecken immer schmunzeln muss. In Sydney und auch wir hier, benötigten immer nur knapp die Hälfte der Angaben.

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Vom kleinem Glühwürmchen bis hin zu großen Kängurus

Was unsere Augen an der Decke und an den Höhlenwänden sahen, ließ sich mit dem Foto leider nicht gut einfangen. Tatsächlich erwarteten uns in der Tiefe des Tunnels tausende Glühwürmchen.

Nach diesem glühenden Auftakt kam das erste gemeinsame Camper -abendessen, -übernachtung, -frühstück. Alles lief Hand in Hand und es gab zwischen uns gar keine Überlegungen sich gegen das gemeinsame Reisen zu entscheiden. So verbrachten wir insgesamt 18 Tage und hatten bei unserer Ankunft in Melbourne unvergessliches gesehen und erlebt! Tierisch war es nicht nur zu anfangs. Ich sah meine ersten Kängurus in Australien! Ganz zufällig beim Klo Gang am Rande eines National Parks und dann gleich eine Herde. Ein paar davon begrüßten mich dann sogar morgens beim öffnen der Campertüre.

Auf den Campingplätzen kriecht und fliegt so einiges rum.

Nach dem ersten Wappentier Australiens lief mir das zweite auch wieder ganz zufällig bei einem Strandspaziergang vor die Linse. Emu und Känguru stehen für Australien nicht nur weil es diese auf dem Kontinent zu hauf gibt. Sie wurden ausgewählt weil diese Tiere nicht rückwärts gehen können. So soll es auch Australien tun, keine Schritte zurück, immer nach vorne in die Zukunft.

Das Glück war uns holt, als wir auf eine kleine bewohnte Insel übersetzen, die berüchtigt für Ihre tierischen Bewohner ist. Diese präsentieren sich nicht jedem und sind schwer zu entdecken. Innerhalb einer halben Stunde fanden wir aber gleich sechs davon, Koalas! Ganz typisch mal beim schlafen, essen oder einfach herumsitzen. Ich wollt am liebsten hochklettern und einen knuddeln. Hoffentlich komme ich irgendwann mal in den Genuss einen in den Armen zu halten.

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Rein in den Camper

Mit dem Zug und einer positiven Aufregung im Hinblick auf den bevorstehenden road trip ging es am 25.02. raus aus Sydney. Phil und sein Camper warteten am Bahngleise auf mich. Nun sah ich zum ersten mal das Gefährt mit dem ich hoffentlich die nächsten Wochen hunderte australische Kilometer hinter mich bringen sollte. Der Mazda war ursprünglich ein Mechaniker Auto. IMG_20160229_120501

Er wurde so umgebaut das eine große Matratze auf einem Holzgestell im hinteren Bereich/Kofferraum dauerhaft positioniert war.Schlafen fast wie im Stockbett, nur das nachts direkt einer neben mir liegen wird.

Phil hatte den Camper inklusive Champingausstattung von einem franz. Pärchen in Melbourne abgekauft. Er hatte so einige Dellen und Schrammen, aber die Franzosen hatten ihn wohl kurz vor dem Verkauf in der Werkstatt generalüberholen lassen. Phil ist schon von Melbourne bis Sydney ohne Probleme gefahren.
Mein Rucksack fand gerade so Platz, Phil hatte durch seine Kitesurfingausrüstung und den zahlreichen Campingutensilien die Stauräume nahezu ausgefüllt.
Unser gemeinsames Ziel war Melbourne, Phil stand kurz vor einer Jobzusage in einer dort ansässigen Automobilfirma. Voraussichtlicher Start 15. März., bereits in Deutschland hatte er mit der Firma Kontakt und es ging jetzt nur noch um das Gehalt und Start. Er würde dann 6 Monate dort arbeiten, dass ist die max. Arbeitsdauer für den gleichen AG mit w&t visa. Die Ankunft Mitte März würde mir entgegen kommen. In Melbourne startet vom 17.-20.03. die Formel 1 Saison, wenn ich schon mal da wäre dann würde ich mir das Spektakel nicht entgehen lassen wollen. Vorausschauender Weise habe ich mir schon im Januar ein Hostel und dadurch einen günstigeren Preis reserviert.
An unserem ersten Tag ging es aber zunächst in entgegengesetzter Richtung, nach Norden, zum Glühwürmchen Tunnel. Es handelt sich hierbei um ein stillgelegten langen Zugtunnel in dem sich tausende Glühwürmchen eingenistet haben. Phil hat dies von einem anderen Backpacker empfohlen bekommen. Falls wir wieder erwartend feststellen sollten, dass wir nicht als Reisepartner harmonieren, dann würde er mich am nächsten Tag wieder am Bahnsteig Richtung Sydney absetzen.DSCN1188 Während der Fahrt, die streckenweise sehr holprig war, tauschten wir uns nahezu pausenlos aus. Was haben wir schon in Australien gesehen und erlebt, Beweggründe fürs work&traveln in Australien und wer wartet alles daheim auf das Zurückkommen. Mein Fahrer ist glücklicherweise sehr redselig, bleibt zu hoffen das er dabei bleibt. Er hatte seit vier Wochen niemanden als Beifahrer und kaum jemanden als Gesprächspartner gehabt. Bevor ihr fragt -ich weis doch das ihr die Frage in den Köpfen habt- nein Phil ist nix für mich. Glaube wir können auf dem Weg nach Melbourne eine gute Zeit als travelmates miteinander haben. Mehr aber auch nicht, er ist nicht mein Typ.
Ob es im Tunnel geglüht hat oder ob wir für unseren gemeinsamen road trip schwarz sehen erfahrt ihr im nächsten Beitrag.

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